Zusammenfassung
Dopaminagonisten sind heutzutage ein wesentlicher Bestandteil der medikamentösen Therapie
früher und fortgeschrittener Stadien des idiopathischen Parkinson-Syndroms. Die Behandlung
mit Dopaminagonisten kann bei Parkinson-Patienten jedoch auch zu unerwünschten Nebenwirkungen
führen. Insbesondere im Fall des Auftretens von Impulskontrollstörungen kann ein Absetzen
der Behandlung mit Dopaminagonisten unumgänglich sein, wobei es jedoch zu einem sog.
Dopaminagonistenentzugssyndrom (engl. dopamine agonist withdrawal syndrome, DAWS) kommen kann, dessen Auftreten in einer
Dosis-Wirkungs-Beziehung zur vorherigen Einnahme von Dopaminagonisten steht. Dieses
DAWS ist durch nicht-motorische, überwiegend psychiatrische Symptome gekennzeichnet,
zu denen unter anderem Angst, Panikattacken, Depression, Agitiertheit, aber auch orthostatische
Hypotension, Übelkeit, Schwitzen und generalisierte Schmerzen zählen, und kann mit
erheblichen psychosozialen Konsequenzen für betroffene Patienten einhergehen. Wesentliche
Risikofaktoren für das Auftreten eines DAWS stellen vorausgehende Impulskontrollstörungen
sowie hohe Dosierungen an dopaminergen Substanzen dar. Ausprägung und Prognose des
DAWS sind sehr variabel, in einigen Fällen können die Symptome jedoch so stark ausgeprägt
aus, dass der Absetzversuch abgebrochen und die Vorbehandlung mit Dopaminagonisten
fortgesetzt werden muss, wodurch es zu einer Chronifizierung von Impulskontrollstörungen
kommen kann. Da bislang keine Behandlungsmöglichkeiten für das DAWS existieren, sollte
einer Behandlung mit Dopaminagonisten immer eine ausführliche Aufklärung der Patienten
vorausgehen. Darüber hinaus kommen der Früherkennung von Entzugssymptomen und der
Vermeidung von unnötigen Therapieunterbrechungen entscheidende Bedeutung bei der Prävention
des DAWS zu.
Abstract
Dopamine agonists nowadays play an important role for pharmacological treatment in
early and late stages of Parkinson’s disease. However, treatment with dopamine agonists
in Parkinson’s disease patients may also be complicated by unwanted side effects.
Especially in case of impulse control disorders, a withdrawal of dopamine agonists
may become inevitable, which may result in a dopamine agonist withdrawal syndrome
(DAWS) that correlates to prior dopamine agonist intake in a dose-dependent manner.
DAWS is characterized by non-motor, predominantly psychiatric symptoms, including
anxiety, panic attacks, depression, agitation, but also orthostatic hypotension, nausea,
diaphoresis and generalized pain, and may have serious psychosocial consequences for
affected patients. Major risk factors for DAWS are preceding impulse control disorders
and high intake of dopaminergic agents. Severity and prognosis of DAWS are highly
variable, but in some cases symptoms can be so pronounced that the withdrawal needs
to be stopped and treatment with dopamine agonists has to be restarted, which can
result in chronic impulse control disorders. Since there are currently no treatment
options for DAWS, initiation of treatment with dopamine agonists should always be
preceded by informed consent of the patient. Moreover, early recognition of withdrawal
symptoms and avoidance of unnecessary treatment disruptions are decisive for the prevention
of DAWS.
Schlüsselwörter
Parkinson-Erkrankung - Dopaminagonisten - Dopaminagonisten-Entzugssyndrom - Impulskontrollstörung
- Dopamindysregulationssyndrom
Keywords
Parkinson’s disease - dopamine agonists - dopamine agonist withdrawal syndrome - impulse
control disorder - dopamine dysregulation syndrome